Eine der ersten Maßnahmen, die Eltern ergreifen, wenn ihr Kind sich heiß anfühlt oder über Beschwerden klagt,
ist die Messung der Körpertemperatur. Dies geschieht am besten im Po (rektal) mit etwas Creme am Thermometer.
Auch die Messung im Mund (oral) ist relativ genau. Unter der Achsel ist die Messung sehr ungenau.
Aber auch moderne Methoden, wie ein elektronisches Ohrthermometer (Fehlermöglichkeiten bei Ohrenschmalz), können verwendet werden.
Von Fieber sprechen wir, wenn die Temperatur mehr als 38,0°C beträgt. Tageszeitliche Schwankungen der Körpertemperatur müssen berücksichtigt werden: Morgens ist die Temperatur meist 0,5°C niedriger als abends. Überschreitet die Temperatur 41°C, sprechen wir von Hyperthermie.
Die Körpertemperatur wird von einem Teil des Gehirns, dem sog. Hypothalamus, gesteuert und auf einen normalen Sollwert zwischen 36,6 und 38°C reguliert. Bestimmte Botenstoffe, die bei Infektionen im Körper entstehen, können zum Hypothalamus gelangen und eine Verstellung des Sollwertes in Richtung auf höhere Werte bewirken: Der Körper empfindet plötzlich 37°C als kalt und reguliert die Temperatur beispielsweise durch Schüttelfrost nach oben. Damit entsteht Fieber, und bestimmte Stoffwechsel- und Abwehrvorgänge laufen schneller ab.
Bei Neugeborenen funktioniert dieser Ablauf manchmal nicht. Neugeborene und junge Säuglinge können schwere Infektionen haben, ohne dass Fieber auftritt! Wenn also in diesem Alter ein Kind z. B. durch Trinkunlust oder Veränderung der Hautfarbe auffällt, sollte der Kinder- und Jugendarzt aufgesucht werden, selbst wenn kein Fieber vorliegt.
Der Arzt kann oft schon bei der Untersuchung feststellen, was das Fieber hervorruft: z.B. Mittelohrentzündung, Mandelentzündung, Bronchitis, Magen-Darm-Infektion. Manche Infektionen erzeugen einen typischen Ausschlag der Haut, etwa bei den so genannten Kinderkrankheiten. Manchmal muss auch der Urin untersucht werden, um die Ursache des Fiebers zu finden. Mit der körperlichen Untersuchung und Urintestung können die meisten Fieberzustände erklärt und auch gezielt behandelt werden.
Und der Rest? Auch bei diesen wird meist eine Infektion vorliegen, es muss aber dann auch an schwere Infektionen gedacht werden: Hirnhautentzündung, Blutvergiftung, Lungenentzündung, Knochenmark- oder Gelenkentzündung. Um diese festzustellen, müssen aufwändigere Verfahren eingesetzt werden, wie etwa Röntgenuntersuchungen oder andere bildgebende Verfahren, sowie Untersuchung von Blut und Liquor (Gehirnflüssigkeit). In den meisten Fällen wird man so herausfinden, mit welcher Behandlung das Kind wieder gesund wird.
In seltenen Fällen aber ist Fieber nicht auf Infektionen zurückzuführen, und dann muss an eine große Gruppe von Krankheiten gedacht werden, die auch durch lang anhaltendes oder immer wieder schubweise auftretendes Fieber auffallen können, so etwa
- Rheumatische Erkrankungen
- Chronische Entzündungszustände, z.B. an Blutgefäßen
- Blutkrankheiten
- bösartige Krankheiten mit Lymphknotenschwellungen
- Nebenwirkungen von Medikamenten
- Stoffwechsel- und Drüsenkrankheiten
- Verschiedene Erbkrankheiten
- Immundefekte (angeborene und erworbene Abwehrschwächen)
- Periodisches Fieber (z.B. Malaria, PFAPA-Syndrom)
und vieles andere.
Die Abklärung all dieser Krankheiten ist manchmal außerordentlich schwierig und kann über Monate dauern, teilweise müssen pädiatrische Spezialisten an geeigneten Zentren mit einbezogen werden. Die richtige Diagnose ist aber die entscheidende Voraussetzung für eine wirksame Behandlung der Fieberursache.
Bei der Diagnose kann es für den Arzt oft hilfreich sein, wenn er den Fieberverlauf kennt, wenn also die Temperatur über mehrere Tage, teilweise auch Wochen gemessen worden ist. Solche Temperaturkurven sollten zur Vorstellung mitgebracht werden.
Steigt Fieber über 38,5°C an, kann der Allgemeinzustand eines Kindes beeinträchtigt sein. Es fühlt sich schlecht, hat Muskel- und Gliederschmerzen, ist appetitlos, quengelig und hat manchmal keine Lust zu trinken. Da kann es Sinn machen, das Fieber zu senken.
Dies geschieht über physikalische Maßnahmen, also adäquater Kleidung oder auch Wickeltechniken oder durch medikamentöse Maßnahmen.
Wichtig dabei ist: Alle Maßnahmen lindern nur die Beschwerden, bekämpfen aber nicht die Ursache des Fiebers. Die Krankheit läuft weiter und kann durch Fiebersenkung nicht geheilt werden. Oft ist Fieber auch wichtig, um dem kindlichen Organismus zu helfen, mit der Krankheit besser fertig zu werden. Fiebersenkung ist kein Ersatz für eine weiterführende Diagnostik oder eine spezifische Therapie.
Neigen Kinder zu sog. „Fieberkrämpfen“, kann man sich nach Absprache schon frühzeitig zum Einsatz von fiebersenkenden Maßnahmen entschließen. In anderen Fällen können bei gutem Allgemeinzustand und munterem Kind Temperaturen bis 39,5°C akzeptiert werden.
Nur in wenigen Fällen ist eine antibiotische Behandlung notwendig. Dabei muss der Nutzen und das Risiko bei jedem Einzelfall sehr kritisch und sorgfältig abgewogen werden.