Die Osteopathie ist eine alternativmedizinische Methode, die aktuell auf dem Gesundheitsmarkt „boomt“ und von einigen Krankenkassen wegen des positiven Marketingeffektes unterstützt wird. Osteopathische Heilmethoden stehen in einer Reihe mit weiteren, vorwiegend von Heilpraktikern angewandten alternativen Heilmethoden (Bioresonanz, Kinesiologie, Bachblüten- und Schüsslersalztherapie).
Bislang stehen die naturwissenschaftlichen Beweise über Heilwirkungen, die über Einzelfallbeobachtungen, natürliche Reifungsprozesse oder Placebo-Effekte hinausgehen, aus. Dies ist der Grund, warum der Osteopathie die Aufnahme in den Katalog der anerkannten Heilmittel der Gesetzlichen Krankenkassen bislang verweigert wurde.
Die Risiken von manualtherapeutischen Manipulationen an der Wirbelsäule bei Erwachsenen sind bekannt. Vergleichbare Risiken gibt es auch bei Säuglingen.
In Deutschland sind Osteopathen zu 2/3 Heilpraktiker und 1/3 Physiotherapeuten, selten Ärzte. Im Zentrum der Therapie steht nicht die Behandlung einer Krankheit, sondern die Anregung der Selbstheilungskräfte. Mittels osteopathischer Grifftechniken sollen nicht nur die Muskeln, sondern auch das Bindegewebe und über Reflexbahnen das zentrale Nervensystem beeinflusst und damit auch verschiedenste Krankheiten geheilt werden können.
Wie bei einer Vielzahl paramedizinischer Methoden (Bioresonanz, Kinesiologie etc.) ist die „ganzheitliche Wirkung” der osteopathischen Behandlungen wissenschaftlich nicht plausibel, die behauptete Anregung der Selbstheilungskräfte des Körpers nicht bewiesen.
KISS-Syndrom
KiSS ist die Abkürzung für „Kopfgelenk-induzierte Symmetrie-Störung“. Der Begriff geht auf den Alternativmediziner und Chirurgen Heiner Biedermann zurück: KiSS sei eine Fehlstellung bei Kindern im Bereich der oberen Halswirbelsäule durch geburtstraumatische Ereignisse sowie die Belastung der Halswirbelsäule bei der Geburt. KiSS führe zu Störungen der Körperhaltung im Säuglings- und Kleinkindalter und sei für eine Reihe von Verhaltensstörungen verantwortlich. Die wissenschaftliche Medizin erkennt die Existenz eines KiSS-Syndroms als Krankheitsbild nicht an.